Burnout – Symptome und Diagnose
Der Begriff “Burnout” ist nicht genau definiert und stellt auch keine offizielle Diagnose des ICD-10 (International Classification of Diseases) dar.
Dennoch hat sich die Bezeichnung “Burnout” landläufig etabliert und beschreibt im Allgemeinen einen Zustand, der von starker Erschöpfung, niedergedrückter Stimmungslage, Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit und Schlafststörungen gekennzeichnet ist.
Ein Burnout entwickelt sich in der Regel schleichend über mehrere Monate bis Jahre.
Häufig finden sich rückblickend mehrere gleichzeitig vorliegende Belastungen im beruflichen (z.B. erhöhtes Arbeitsaufkommen oder Konflikte) und privaten Bereich (z.B. pflegebedürftige Angehörige). Diese führen zu erhöhten Energieausgaben, denen keine ausreichenden Energieeinnahmen gegenüberstehen.
Eine Zeit lang kann das kompensiert werden, jedoch bleibt dieser Zustand zu lange so bestehen, entwickeln sich zuerst Frühwarnzeichen wie Erschöpfung und Reizbarkeit und schließlich kann eine Depression entstehen.
Burnout ist somit von einer Depression nicht eindeutig abgrenzbar, sondern kann als Vorstufe einer Depression betrachtet werden oder auch als alternativer Begriff für die Depression selber.
Begleitend zu den psychischen Symptomen wie Erschöpfung, niedergedrückte Stimmungslage und Schlafstörungen treten häufig körperliche Symptome auf. Blutdruckschwankungen, erhöhte Herzfrequenz, Schwindel und muskuläre Verspannungen (Schulter-Nacken-Bereich) sind hierbei typische Erscheinungen.
Der Körper sendet Warnsignale, dass die aktuelle Belastung zu hoch ist.
Burnout – Psychotherapie und medikamentöse Behandlung
Abhängig vom Schweregrad der Symptomatik kommen verschiedene therapeutische Ansätze in Frage. In der Regel ist es unvermeidlich sich damit auseinander zu setzen wie die Belastung im täglichen Leben reduziert werden kann. Neben lebenspraktischen Hindernissen geht es auch darum, sich mit Persönlichkeitsfaktoren auseinander zu setzen, die das Entstehen einer derartigen Situation fördern bzw. ihre Lösung behindern.
Ein gezieltes Resilienz-Training kann vorbeugend absolviert werden oder Teil einer psychotherapeutischen Behandlung sein.
Bei schweren Syndromen kann eine medikamentöse Behandlung hinzugezogen werden, z.B. zur Abmilderung von Schlafstörungen (z.B. Mirtazapin) oder Verbesserung von Stimmungslage und Antrieb (z.B. Sertralin).
Bei deutlicher Erhöhung von Blutdruck und Herzfrequenz wird manchmal auch die erstmalige Einnahme von Antihypertensiva (z.B. Ramipril) notwendig.
Ein Klinikaufenthalt in einer psychosomatischen Klinik ist in den meisten Fällen sehr wirksam. In bestimmten Lebenssituationen wie z.B. Berufliche Selbstständigkeit, die Versorgung von Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen, ist ein Klinikaufenthalt jedoch schwer durchführbar.
Weiterführende Informationen
Neurobiologie – die Funktion von Stress
Die Fähigkeit zur Anpassung an sich verändernde und herausfordernde Umweltbedingungen war in der Menschheitsgeschichte entscheidend für das Überleben des Individuums.
Die Anpassung an veränderte Umstände wurde möglich durch komplexe Netzwerke, die Körper und Geist integrierten, und auf diese Weise eine kurzzeitige Leistungssteigerung hervorbrachten. Hieran waren sensorische, physiologische und emotionale Systeme beteiligt. So entstand die sogenannte “Stress-Antwort” des menschlichen Systems.
Diese “Stress-Antwort” nutzt Botenstoffe, die in unserem Gehirn und der Blutbahn zirkulieren, um die zelluläre Erregung und die neuronale Plastizität zu regulieren, woraus Veränderungen im physiologischen Zustand und im Verhalten entstehen.
Probleme mit diesem Stress-System entstehen dann, wenn es nicht möglich ist, die Anforderungen der Umwelt oder von inneren Abläufen, auf diese Weise zu bewältigen. Dann kommt es zu einer “Stress-Überlastung” des menschlichen Systems.
Die Wirkung von Stress auf das Immunystem
Bei kurzzeitigen Stress werden vorwiegend Adrenalin und Noradrenalin über das Nebennierenmark ausgeschüttet, bei länger andauernden Stress tritt zunehmend mehr Cortisol in die Blutbahn über.
Lange ging man davon aus, dass die Funktion des Stress-Systems darin besteht, zum Einen den Körper auf eine Kampf- und Fluchtreaktion vorzubereiten und zum Anderen gleichzeitig die Immunabwehr zu stärken, um sich gegen physische Verletzungen und Krankheitserreger zu wappnen.
Neuere Befunde aus der Forschung stehen hierzu jedoch im Widerspruch. So wird heute davon ausgegangen, dass Stress über verschiedene Signalwege das Immunsystem grundsätzlich sowohl aktivieren als auch deaktivieren kann und es eher vom Zeitpunkt abhängt, ob das eine oder das andere stattfindet. So scheint Stress kurzfristig die Immunabwehr eher zu schwächen und im längerfristigen Verlauf jedoch die Immunantwort zu verstärken. Eine Rolle scheint hierbei die Sensibilisierung von Immunzellen (Microglia) im zentralen Nervensystem zu spielen.
Quellen:
Liu, J., Buisman-Pijlman, F., and Hutchinson, M. R. (2014). Toll-like receptor 4: innate immune regulator of neuroimmune and neuroendocrine interactions in stress and major depressive disorder. Front. Neurosci. 8:309. doi: 10.3389/fnins.2014.00309
Frank, M. G., Watkins, L. R., and Maier, S. F. (2013). Stress-induced glucocorticoids as a neuroendocrine alarm signal of danger. Brain Behav. Immun. 33, 1–6. doi: 10.1016/j.bbi.2013.02.004
Audet, M.-C., McQuaid, R. J., Merali, Z., and Anisman, H. (2014). Cytokine variations and mood disorders: influence of social stressors and social support. Front. Neurosci. 8:416. doi: 10.3389/fnins.2014.00416