Im Folgenden finden Sie Erläuterungen zu häufig verwendeten Begriffen im Bereich der Psychotherapie.
Mit der Approbation wird die staatliche Erlaubnis zur Ausübung von akademischen Heilberufen wie Ärzten oder psychologischen Psychotherapeuten erteilt. Die Voraussetzungen hierfür sind über eine Rechtsverordnung in der sog. Approbationsordnung gesetzlich geregelt.
Ärztliche Psychotherapeuten sind entweder „Facharzt für Psychosomatik“ oder „Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie“. Ärztliche Therapeuten haben während ihrer Facharzt-Weiterbildung eine umfangreiche Ausbildung zum Psychotherapeuten absolviert. Die „Zusatzbezeichnung Psychotherapie“ hingegen kann mit einem wesentlich geringeren Aufwand z.B. von Hausärzten erworben werden und ist somit deutlich abzugrenzen.
Ist die Vereinigung der Länderkammern der psychologischen Psychotherapeuten. Die Bundespsychotherapeutenkammer bietet u.a. eine Suche für freie Psychotherapie-Plätze an.
Coaching ist kein eindeutig definierter oder gesetzlich geschützter Begriff. Coaching kann zur Weiterentwicklung von Fähigkeiten und Einstellungen in den unterschiedlichsten Lebensbereichen eingesetzt werden. Coaching stellt häufig einen Reflexions-Rahmen bereit, innerhalb dessen der Klient seine Zielsetzungen und sein Vorgehen reflektieren kann. Je nach Zielsetzung kann auch die Vermittlung bestimmter Techniken stärker im Vordergrund stehen.
Während Psychotherapie zur Abmilderung von Leiden und Behandlung psychischer Störungen eingesetzt wird, eignet sich Coaching eher für die persönliche Weiterentwicklung und Verbesserung abseits von Krankheiten. Manche Methoden wie z.B. das Resilienztraining bewegen sich im Grenzbereich zwischen Psychotherapie und Coaching.
US-amerikanisches Pendant zum ICD-10 in Europa. Der DSM-V (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) wird von der American Psychiatric Association erarbeitet und führt die Kriterien auf, nach denen bestimmte Diagnosen für psychische Erkrankungen vergeben werden sollen. Der DSM-V ist das führende Klassifikationssystem für psychische Erkrankungen in den USA.
Unter Entspannungsverfahren werden verschiedene Techniken zusammengefasst, die der Senkung der Grundspannung, Verbesserung der Konzentration oder auch Verbesserung des Energiehaushalts dienen. Hierzu zählen z.B. Atemübungen, Meditation, autogenes Training oder die progressive Muskelrelaxation (PMR).
Exposition ist ein zentraler Wirkfaktor in der verhaltenstherapeutischen Behandlung von z.B. Angsterkrankungen oder Zwangsstörungen. Durch eine schrittweise und geplante Exposition gegenüber dem jeweiligen Reiz tritt allmählich eine Gewöhnung ein, die zu einer Verminderung der emotionalen Reaktion führt.
Ein Facharzt für Neurologie hat Medizin studiert und anschließend eine mindestens 5-jährige Weiterbildung als „Facharzt für Neurologie“ absolviert. Während der Facharzt-Weiterbildung rotiert er außerdem mindestens 1 Jahr in den Fachbereich Psychiatrie. Ein Neurologe behandelt Erkrankungen wie Schlaganfälle, Multiple Sklerose oder auch Kopfschmerzen.
Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie hat nach dem Medizinstudium eine mindestens 5-jährige Facharzt-Weiterbildung in den Fachbereichen Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik absolviert. Außerdem erfolgt für 1 Jahr die Rotation in den Fachbereich Neurologie.
Die psychotherapeutische Ausbildung ist Teil der Weiterbildung und kann an Kliniken oder Lehrinstituten für Psychotherapie erfolgen.
Der Facharzt für Psychosomatik durchläuft nach dem Studium der Humanmedizin eine mindestens 5-jährige Facharzt-Weiterbildung. Währenddessen erfolgen Rotationen in die Psychosomatik, innere Medizin und Psychiatrie. Die psychotherapeutische Ausbildung ist Teil der Weiterbildung und kann an Kliniken oder Lehrinstituten für Psychotherapie erfolgen.
Heilpraktiker müssen keine staatlich geregelte Ausbildung durchlaufen, sondern lediglich eine Prüfung absolvieren, bei der umfangreiches theoretisches Wissen abgefragt wird. Sie erhalten bei Bestehen der Prüfung eine staatliche Erlaubnis zur Ausübung der Heilkunde. Der „Heilpraktiker für Psychotherapie“ verfügt über diese staatliche Erlaubnis ausschließlich für das Gebiet der Psychotherapie.
Der ICD-10 (International Classification of Diseases) wurden von den führenden Fachgesellschaften im Konsens erarbeitet und führt standardisierte Kriterien auf, nach denen bestimmte Diagnosen vergeben werden dürfen. Das amerikanische Pendant dazu ist der DSM-V.
Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) ist zuständig für die Sicherstellung der ambulanten medizinischen Versorgung und die Verteilung der Gelder der gesetzlichen Krankenkassen. Sie ist eine Körperschaft öffentlichen Rechts. Für Privatpraxen ist die kassenärztliche Vereinigung nicht zuständig.
Ein Arzt, der nach dem Medizinstudium während seiner Facharzt-Weiterbildung mindestens 4 Jahre im Fachgebiet Neurologie und mindestens 4 Jahre im Fachgebiet Psychiatrie verbracht hat, kann die Bezeichnung „Nervenarzt“ führen. Ein Nervenarzt behandelt neurologische und psychische Erkrankungen.
Unter einer Phobie wird eine starke Angst verstanden, die an einen bestimmten Auslöser oder an eine bestimmte Situation gekoppelt ist. Hierzu zählen z.B.:
- Spinnenphobie: Angst vor Spinnen
- Höhenphobie: Angst vor Höhen
- Flugphobie: Angst vor dem Fliegen
- Soziale Phobie: Angst in sozialen Situationen
- Agoraphobie: Angst vor freien Plätzen oder auch Menschenmengen
Unter einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) versteht man die Entwicklung bestimmter Symptome (z.B. Depression, Schlafstörung, Reizbarkeit, Flashbacks) als Reaktion auf eine außergewöhnliche Belastungssituation (z.B. Krieg, Vergewaltigung, Unfälle).
Die vorgeschriebenen Facharzt-Curricula und -Bezeichnungen haben sich über die Jahrzehnte immer wieder geändert. Der Begriff „Psychiater“ beschrieb ursprünglich einen „Arzt für Psychiatrie“, der psychische Beschwerden als rein biologische Erkrankung begreift und diese entsprechend ausschließlich mit Medikamenten behandelt. Diese Facharzt-Weiterbildung existiert heute so nicht mehr. Dennoch gibt es Fachärzte, die sich weitgehend auf das Verschreiben von Psychopharmaka beschränken und daher heute umgangssprachlich als „Psychiater“ bezeichnet werden. Hierzu ist zu bemerken, dass ein rein psychiatrisch tätiger Arzt von den Krankenkassen pro Quartal pro Patient deutlich weniger Geld erhält als ein Psychotherapeut pro Stunde pro Patient. Dies führt zu entsprechend kurzen Gesprächskontakten, was ein zufriedenstellendes Arbeiten für Arzt und Patient insbesondere bei schweren Erkrankungen (z.B. einer schweren depressiven Episode) deutlich erschwert. Eine sinnvolle Reform des Abrechnungssystems wird durch eine biologisch geprägte Sichtweise, die das psychiatrische Arbeiten z.B. einer Hausarzt-Tätigkeit gleichstellt, gebremst. Während ein Hausarzt im Quartal ca. 1.000 Patienten sieht, muss ein rein psychiatrisch tätiger Arzt 500-600 Patienten im Quartal behandeln. Angesichts der Komplexität und Dringlichkeit von psychischen Erkrankungen können diese Zahlen höchst kontrovers diskutiert werden. Psychotherapeuten hingegen behandeln pro Quartal ca. 40 Patienten.
Als „Psychiatrie“ wird umgangssprachlich die örtlich zuständige psychiatrische Klinik bezeichnet, die das gesamte Spektrum psychischer Erkrankungen behandelt. Psychiatrische Kliniken leisten die Akut-Aufnahme von psychischen Erkrankungen. Die fachliche Differenzierung ist dabei örtlich unterschiedlich. Unterschiedliche fachliche Konzepte räumen der klassischen Psychotherapie unterschiedlichen Stellenwert ein. Inwieweit diese umsetzbar ist, hängt u.a. vom Stellenschlüssel sowie den räumlichen Bedingungen ab. Häufig wird eine pragmatische Auslegung des Begriffs „Psychotherapie“ praktiziert. Der Übergang zwischen kriseninterventiven Akut-Gesprächen und einem klassischen Psychotherapie-Setting ist dann fließend.
Häufig verfügen diese Kliniken auch über Psychotherapie-Stationen oder psychosomatische Abteilungen.
Unter Psychoedukation wird die Vermittlung von Wissen über psychische Erkrankungen verstanden. Dies kann eine generelle Aufklärung über die Diagnose und ihre Behandlungsmöglichkeiten sein oder auch ein spezifisches verhaltenstherapeutisches Vorgehen einschließen.
Die Bezeichnung Psychologe sagt aus, dass jemand Psychologie studiert hat. Nicht darin enthalten ist eine Aussage darüber, ob auch eine psychotherapeutische Ausbildung absolviert wurde und somit eine Behandlungserlaubnis (Approbation) vorliegt.
Psychologische Beratung ist ein weit gefasster Begriff, für den keine fachspezifische Definition existiert. Psychologische Beratung kann beispielsweise von Sozialpädagogen in Beratungsstellen für Suchterkrankungen durchgeführt werden. Die Anwendungsmöglichkeiten sind breit und die Abgrenzung zur Psychotherapie ist fließend. Psychologische Beratung wird häufig auch auf Online-Portalen oder telefonisch für die unterschiedlichsten Fragestellungen angeboten.
Unter Psychosomatik wird fachlich zunächst eine Reaktion des Körpers auf psychische Ereignisse verstanden. Hierzu zählen z.B. eine Blutdruck-Erhöhung bei Aufregung, muskuläre Anspannung bei Angst usw. Sollten sich eine körperlich spürbare Erkrankung wie z.B. ein unklares Schmerzsyndrom oder auch eine Essstörung aus psychischen Gründen entwickeln, so liegt eine „psychosomatische Erkrankung“ vor. Der Fachbereich „Psychosomatik“ entstand ursprünglich zur Behandlung derartiger psychosomatischer Erkrankungen. Historisch entwickelten sich hieraus jedoch letztlich Kliniken, die sich auf die Bereitstellung eines idealen Settings für stationäre Psychotherapie konzentrierten. So entstanden die psychosomatischen Kliniken in Deutschland, die international einzigartig sind.
Rein psychosomatische Kliniken sind häufig im ländlichen Bereich gelegen und nehmen Patienten geplant auf. Erkrankungen wie z.B. Depressionen, Burnout, Essstörungen, Schmerzstörungen oder Zwangsstörungen können in einem derartig geregelten und entschleunigten Setting besonders gut psychotherapeutisch behandelt werden.
In den großen Städten gibt es außerdem wohnortnah Unterabteilungen für Psychosomatik in den Unikliniken und psychiatrischen Akut-Kliniken.
Psychologische Psychotherapeuten haben nach dem Studium der Psychologie eine mindestens 3-jährige Weiterbildung als Psychotherapeut absolviert. Diese findet sowohl in Kliniken als auch ambulant statt. Ein großer Teil der praktischen Weiterbildung erfolgt an Lehrinstituten für Psychotherapie. Lehrinstitute für Psychotherapie bieten eine umfassende Ausbildung für Psychotherapie, wozu u.a. eine umfangreiche Praxiserfahrung mit systematischer Supervision und Theorie-Seminare gehören.
„Psychotherapeut“ ist ein gesetzlich geschützter Begriff, der nur von Ärzten, Psychologen oder Sozialpädagogen verwendet werden darf, die eine fachkundliche Weiterbildung Psychotherapie absolviert haben. Der Begriff „Psychotherapie“ ist hingegen nicht gesetzlich geschützt, sondern zeigt lediglich an, dass eine Leistung angeboten wird, die der Milderung psychischer Beschwerden dienen soll.
Resilienz bezeichnet die Fähigkeit eines Menschen nach oder während besonderer Belastungssituationen psychisch ausgeglichen zu bleiben und das eigene Leistungsvermögen aufrecht zu erhalten.
Als Bild eignet sich ein Gummiball, der zusammengedrückt wird, danach jedoch immer wieder in seine ursprüngliche Form zurückfindet. Diese Fähigkeit des Gummiballs in seine ursprüngliche Form zurück zu finden, kann als Resilienz bezeichnet werden. Der Begriff „Steh-auf-Männchen-Fähigkeit“, das Vermögen auch nach psychischen Krisen wieder in ein normales Funktionieren zurückzukehren, steht ebenfalls für Resilienz.
Die Resilienz eines Menschen kann im Rahmen eines Trainings oder einer Psychotherapie gezielt gestärkt werden. Dabei gibt es nicht das eine Resilienz-Training, sondern es wird letztlich ein bunter Werkzeugkoffer von teilweise lange bekannten Methoden erlernt, der zur Resilienz beiträgt.
Der sozialpsychiatrische Dienst ist Ansprechpartner für Patienten, Angehörige und Behandler. Er ist gegenüber Patienten und Angehörigen beratend tätig und ist auch zuständig für Fragen der Unterbringung oder Betreuung.
Weitere Informationen hierzu finden Sie auf der Webseite des bayerischen sozialpsychiatrischen Dienstes.
Die systemische Psychotherapie ist ein psychotherapeutisches Verfahren, das sich auf die sozialen Bedingungen und Interaktionen konzentriert, unter denen die psychische Störung entstanden ist. Hierfür werden vor allem soziale Beziehungen in der Familie und zu anderen engen Bezugspersonen in den Fokus genommen. Wichtige Bezugspersonen können in die Therapie mit einbezogen werden.
Verhaltenstherapie gehört zu den sogenannten Richtlinienverfahren der Psychotherapie. Die Wirksamkeit von Verhaltenstherapie ist wissenschaftlich umfangreich belegt. Die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen. Verhaltenstherapie strebt an, im Schwerpunkt im hier und jetzt durch eine Veränderung des Verhaltens, der Gedanken und des Umgangs mit Gefühlen eine Besserung psychischer Beschwerden zu erzielen.